Hinter jedem Ereignishorizont verbirgt sich Alles und Nichts

In der Welt der Quanten ist alles Denkbare möglich - mit einer grösseren oder kleineren Wahrscheinlichkeit, dass es zutrifft. Natürlich gibt es auch physikalische Gesetze und damit Einschränkungen. Dennoch glaube ich, dass der Interpretationsraum viel grösser ist, als wir gemeinhin annehmen und dass dadurch viel fabelhaftere Dinge möglich sind, als wir uns normalerweise vorstellen. 

Nachfolgen drei Beispiele, welche als reines Gedankenexperiment zeigen sollen, dass es auch eine Frage unserer Phantasie und Vorstellungskraft ist, um vermeintlichen Einschränkungen und Paradoxa zu überwinden.

1. Das Universum hat einen / keinen Anfang

Aus Sicht des Urknalls hat es einen Anfang. Aus Sicht der Teilchenentstehung muss sämtliche Materie auch als Antimaterie vorliegen. Das Eine bedingt das Andere. Wie bereits in einem meiner Post erwähnt [1], geht diese Idee zurück auf John Wheeler und Richard Feynman, welche 1940 das "One-Eletron Universe" [2] postulierten:

"Die letztendliche Erschaffung und Vernichtung von Paaren, die hin und wieder auftreten kann, ist weder Schöpfung noch Vernichtung, sondern nur ein Richtungswechsel der sich bewegenden Teilchen, von der Vergangenheit in die Zukunft oder von der Zukunft in die Vergangenheit"

Dies impliziert, dass neben unserem Universum ein Paralleluniversum aus Antimaterie existieren muss (resp. existiert haben musste, da diese mit dem Urknall in der Zeit umkehrte und damit zur heutigen Materie wurde). Dass wir von diesem sogenannten "Antiversum" [3] nichts mitbekommen, muss uns daher nicht erstaunen. Es mach Sinn, dass diese Antimaterie in einem anderen Raumzeit-Kontext irgengendwann und irgendwo sonst als hier bei uns existierte.

Eine Teilchenentstehung könnte eine Form von "Beamen" darstellen, da dieses Teilchen vielleicht an einem anderen Ort "entnommen wird"?

Ich frage mich, ob sich diese Idee auch auf Photonen übertragen lässt. Aus der Perspektive eines Photon steht die Zeit still [4] gemäss Einsteins Relativitätstheorie, da es mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist:

"Einstein hat seine Überlegungen mit der Frage begonnen: Was passiert eigentlich, wenn ich auf einer Lichtwelle reite? Und dann wurde ihm irgendwie klar, wenn ich auf der Lichtwelle reite, mit Lichtgeschwindigkeit, dann bleibt die Zeit stehen." - Prof. Hermann Nicolai, Quantenphysiker

Wäre es daher denkbar, dass wie beim erwähten "One-Electron Universe" sämtliches Licht von ein und demselben Photon her stammt?

Je nach Kontext (Zeit und Ort) sehen wir, dass das Universum einen Anfang hat (Big Bang). Aus der Natur wissen wir, dass viele Prozesse kreisförmig ablaufen. Ich denke das eine muss das andere nicht ausschliessen und wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Darum hat das Universum für mich einen / keinen Anfang analog zu Schrödingers Katze, die tot / lebendig ist [5].

2. Gott existiert / existiert nicht

Ob es einen Gott gibt oder nicht, wird von Mensch zu Mensch unterschiedlich beantwortet. Es gibt Theismus, Pantheismus, Agnostizismus, Atheismus und sämtliche Grauschattierungen. Dies alleine würde eigentlich genügen, um das Paradoxon der Existenz Gottes aufzulösen. Aber unser Ehrgeiz und unsere Neugier lässt uns versuchen, uns dieser Frage objektiv zu nähern.

So nehmen wir den "Stess" einer objektiveren Herangehensweise auf uns wie seinerzeit der Legende nach Sisyphos [6]. Ich finde dass wir es uns schuldig sind, um nach einer Geschichte zu suchen, welche letztendlich beide Varianten als Möglichkeit zulässt. Eine solche Geschichte für Gott könnte wie folgt lauten:

Gott / Göttin, er / sie durchläuft eine Entwicklung, welche sich als göttliches Bewusstsein und Erleuchtung in uns Menschen zeigen kann. Aktuell könnte er / sie also versteckt als "Bébé" im Herzen jedes Menschen existieren.

Hier ein Zitat aus einem Artikel [7], das sich mit dieser Idee in einem christlichen Kontext befasst:

Wir dürfen endlich Menschen sein, wie Gott es sich gedacht hat – auf dem Weg, ihm gleich zu werden.

Dieses Konzept ist auch im fernöstlichen Hinduismus verbreitet. Dort gilt Brahman als das höchste spirituelle Prinzip, welches die absolute Realität darstellt. Das individuelle Selbst, Atman, wird als ein Teil von Brahman betrachtet. Die Erlösung (Moksha) wird erreicht, wenn jemand die Dualität zwischen Atman und Brahman überwindet und sich der eigenen göttlichen Natur bewusst wird [8].

3. Das Universum ist unglaublich gross / klein

Sieht man hinauf in den Sternenhimmel, so kommt uns das All unendlich riesig vor. Falls es jedoch zutrifft, dass sich im Innern eines Schwarzen Lochs eine Singularität befindet, wo alles auf einen einzigen Punkt verdichtet ist, so ist das Gegenteil der Fall. Ein gesamtes Universum passt demnach also in eine winzige Singularität hinein [9, 10].

Dieser Text ist ergänzend zum 2021 verfassten Post [11] zu verstehen, wo ich erstmals mein intuitives Verständnis darüber geäussert habe, dass es sich bei Paradoxa um Illusionen handeln könnte, die durch den Mangel unserer Phantasie hervorgerufen werden.

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[1] Integration der Raumzeit | 42gedanken
[2] One-eletron universe | wikipedia.org
[3] Antiversum  | wikipedia.org
[4] Das "Jetzt" ist eine Illusion: 10 Zeit-Fakten zum Staunen | mdr.de
[5] Schrödingers Katze | wikipedia.org
[6] Sisyphos | wikipedia.org
[7] Ihr werdet sein wie Gott | chrischona.ch
[8] Brahman und Atman | wikipedia.org
[9] Zeit ist eine Reise | 42gedanken
[10] Alles perspektivisch?! | 42gedanken
[11] Paradox?! | 42gedanken

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